Ein Wort zur Mehrwertsteuersenkung:
Auch wenn die Bundesregierung glaubt, dass man mittels einer Senkung der Mehrwertsteuer automatisch und gleichzeitig die Preise für den Endkunden senkt: Das ist nicht so einfach und selbst jedes Milchmädchen wüßte das besser. Diese Maßnahme zeigt mal wieder in bestürzender Deutlichkeit, wie ahnungslos unsere Regierung ist und wie schwachsinnig zweistellige Milliardensummen verpulvert werden. Wir werden – wie vermutlich die meisten Verlage – an unseren Ladenpreisen gar nichts ändern. Zum einen ist es ein ungeheurer Aufwand, sämtliche Bruttopreise zweimal in 6 Monaten zu ändern. Denn diese Änderungen müssten nicht nur in unserem Shop, sondern auch im Verzeichnis lieferbarer Bücher, dem Buchhandel, dem gedruckten Verlagsprogramm, sämtlichen Werbematerialien und bei Amazon durchgeführt werden, was innerhalb von nicht mal drei Wochen sehr schwierig bzw. unmöglich wäre.
Die Ersparnis für den Käufer wäre lächerlich und die neuen Bruttopreise wären sehr exotische und krumme Beträge. Was vielen nicht klar ist: der (Brutto-)Ladenpreis setzt sich aus dem Nettopreis und der Mehrwertsteuer zusammen, die sich aus dem Nettopreis ergibt. Wenn ein Buch im Laden beispielsweise 10 Euro kostet, beträgt der Nettopreis nicht (wie viele annehmen) 9,30 Euro, sondern (gerundet) 9,35 Euro. 7% von diesen 9,35 Euro sind 65 Cent, was in der Summe dann einen glatten Bruttopreis von 10 Euro ergibt. Wenn sich nun aber die Mehrwertsteuer (auf den Nettopreis) um 2% auf dann 47 Cent verringert, hätten wir also einen neuen Bruttopreis von 9,82 Euro. Die Ersparnis wäre also nur 1,8% vom Bruttopreis. 18 Cent auf 10 Euro gespart – das ist nicht wirklich ein Argument für Käufer bei zwei- oder auch dreistelligen Summen. Selbst wenn es 20 Cent auf 10 Euro wären … wirklich verkaufsfördernde Zahlen kämen nur bei vier- oder fünfstelligen Preisen zustande. Betrifft also hauptsächlich Neuwagen, Yachten, Weltumseglungen und Immobilienanlagen.
Rein wirtschaftlich ist diese Maßnahme lediglich ein Konjunkturprogramm für Buchhalter und Computerprogrammierer und wird auch den Finanzämtern sehr viel zusätzliche Arbeit bescheren, um auszurechnen, was dem Staat an Einnahmen entgeht. Für Produktions- und Handelsabläufe wird die Buchführung extrem schwierig: Wenn ich beispielsweise als Händler für den alten Mehrwertsteuersatz eingekauft habe, aber zum neuen verkaufen muss, dann bekomme ich zwar irgendwann dieses dadurch verlorenen Geld wieder mit der Steuererklärung zurück, weil die Mehrwertsteuer ja nur ein durchlaufender Posten ist. Aber der Aufwand, das zu dokumentieren (Rechnung- und Buchhaltungssysteme umstellen und möglicherweise sogar Preise verändern), dürfte bei den meisten kleinen und mittelständischen Betrieben den „Gewinn“ von nicht einmal 2% brutto auffressen. Und wenn man diese gewaltige Summe auch noch an den Kunden weitergibt, dann hat man sogar einen Verlust. Am Ende verlieren alle: dem Staat gehen Steuermilliarden in zweistelliger Höhe verloren, der angebliche Gewinn versickert größtenteils und hilft niemanden wirklich weiter und der ahnungslose Käufer wundert und ärgert sich, dass er auch nichts davon hat. Nur die reichen Mitbürger, die sich momentan richtig große Ausgaben leisten können, sparen wirklich nennenswert. Selbst wenn dieser Schwachsinn „nur“ 20 Milliarden an Steuereinnahmen kosten sollte, wäre es deutlich sinnvoller gewesen, beispielsweise jedem Bundesbürger pro Nase 250 Euro zu überweisen … da hätte dann wirklich die Mehrheit der Bevölkerung etwas daran gewonnen.
Aber woher sollen die rötlichen und schwarzen Nullen in der Regierung das auch wissen?