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Pop-Gedichte

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Pop-Gedichte: Hadayatullah Hübsch besingt hier seine Helden – Popmusiker, Autoren, Schauspieler, die meist ihre größten Zeiten in den 60er und 70er Jahren hatten und zu Ikonen der Popkultur geworden sind. Es ist ja bekanntlich gar nicht so einfach, eine Verehrung in Worte zu fassen und noch schwieriger dies in Gedichte zu bringen. Hadayatullah Hübsch ist das hier gelungen. Leider ist er kurz nach Erscheinen dieses Bandes gestorben und so wurde es sein letztes zu Lebzeiten erschienenes Buch.

ISBN 978-3-935194-34-1 • Bibliothek weltweiter Leuchtfeuer • No.15 • 12x20cm • Paperback • 80 Seiten • Schutzumschlag mit einem Linolschnitt von Roland R. Berger • jede Auflage 333 numerierte Exemplare • Berlin 2010 • 12 Euro

Hadayatullah Hübsch hatte ein sehr bewegtes Leben. Und er hat sehr viele, sehr unterschiedliche Texte veröffentlicht. Und noch viel mehr geschrieben. Diese Popgedichte lagen ihm aber besonders am Herzen – vielleicht auch, weil er einige seiner besungenen Heroen persönlich kennenlernen durfte.

Monument

(für Bob Dylan)

Pop Dealen, das wäre doch mal was,
Einfach auf der Bühne stehen,
Das Publikum nicht beachtend,
Das Gesicht auf die Gitarre
Gerichtet, it’s not me,
Babe, nuschelnd, als wär’s ein Stück
Von mir: natürlich, in der Erinnerung wie immer
Ein rollender Stein und Homesick Blues dazu,
Around the world in eighty Riffs,
Oder warum hast du blond in blond gewählt,
Und die andere Seite zudem, was war das,
Auf dieser Bootleg-Platte von 66 oder so, als
Du den Song beendetest mit einem tomor-
Roooooow, auf dass wir die Strasse fänden in einen Himmel
Ohne anzuklopfen: Sturm auf die Masters of War,
Und dann in die Geheimnisse gehüllt,
Die Joan Baez ausplauderte, fürwahr,
Dass du dir ein Haus gekauft hast, mit einem
Wohnzimmer so groß, dass du mit dem
Pferd drin reiten konntest, all these ti-
Red Horses, schön, schön,
Und dass du love sick bist von all der Liebe,
Die sie dir um deine niemals beendete Tour winden,
Und dass du auf dem Highway der Spieler
Um Gnade gefleht hattest für alle, die in ihrem Kopf
Versammelten, was die Koinzidenz so feilbot,
Und dass du dein Ticket aus dem Fenster warfst,
Als wir pleite und platt von all den Trips
Aus dem Abgrund auftauchten,
Um uns auf der Ebene der selektiven Wahrnehmung zu
Verirren, damit wir eine Tür fänden,
Durch die der Garten Eden schimmert,
Und dass du einsam warst und bist, so einsam
Wie jemand, der in Blau verwickelt ist,
Und dass du einmal ein Lied gesungen hast,
Dessen Worte du nicht kanntest,
So dass sie dir aus dem Ungehörten zuflogen,
Gott sei Dank, wir haben all das miterlebt,
Und haben überlebt, denn der langsame Zug durch die
Kreuzzeit und die schnellen Fahrten durch
All die Rillen der staubigen Platten,
Sie haben uns älter gemacht
Und erfahren, Sie haben uns ermuntert,
Auch in
15 Minuten ein Lied zu schreiben,
Das endlos dauert,
Sie haben uns in den Spiralstraßen Marokkos
Verfolgt und ausgesetzt am Ende der
Kassette bei irgendeiner irrsinnigen Autotour,
Wenn es also gelänge, deine
Verkniffenen knittrigen Gesichtszüge
Mit einem Gebet zu glätten,
Ich würde es mit Freuden tun,
Bevor die Tarantel zu sticht,
Bevor die ungesungenen Klagelieder Ins Grab flattern,
Bevor du letztmals als Frontmann die Suche zelebrierst,
Bevor dich der Hafen verschluckt,
Bevor der Wind die Antwort gibt,
Einmal und immer wieder und nie genug,
God is one.

Brischitt, du geliebte, bewunderte Heldin Seit seinen jungen Jahren pflegt Hübsch, Jahrgang 1946, eine intensive Beziehung zur Popkultur. Auch die zahlreichen Brüche in seinem Leben, darunter seine Konversion zum Islam, haben daran nichts ändern können. Und fast ebenso lang ist er, neben zahlreichen anderen Beschäftigungen, dichterisch tätig. Ein umfangreiches Werk ist so entstanden. Nun also überarbeitete und neu „Pop-Gedichte“. Es sind Gedichte vom lebenslangen Lieben, von erfüllten Lieben, aber auch von solchen, die enttäuscht oder nie erwidert wurden

Über verblasste Helden wie „Brischitt“ Bardot: „und wir alle sind BB“, Marlon Brando: „Warum bist du so alt geworden?“, aber auch über immerwährende Helden wie Bob Dylan, schlicht „Monument“ überschrieben, und Miles Davis: „Vielleicht sollte ich deswegen mal zu Zweitausendeins gehen,/ auf diesem Mond gibt es vielleicht noch Platten von dir“.

Namhafte Größen geben sich in Hübschs Bändchen die Klinke in die Hand, 38 an der Zahl. Mal füllen die Verse über sie eine Seite, mal zwei, drei oder vier Seiten in dem Buch. Viel Erlebtes und Erinnertes findet sich wieder, manch Assoziatives und Imaginiertes und viel Gefühltes, Hochpersönliches allemal. Und auch mancher Fetzen ferner Räusche weht noch durch die Gegenwart. Wer klassische Reime sucht, wird sie nicht finden.

Hübsch schwänzte für Leonhard Cohen das Arabisch-Studium und entdeckte Buddy Holly erst nach dessen Tod, was die Verehrung nicht mindern konnte, und fand dann lange kein Foto von ihm. Zu spät gekommen. So war das auch bei Humphrey Bogart, den er mit „Marlowe“, Bogarts zweitberühmtester Rolle, direkt anspricht, undauch Rick Blaine fließt hier mit ein.

Etliche seiner Gedichthelden hat hübsch selbst kennengelernt, das macht die Dichtung noch spannender. Nur mit Janis Joplin wollte er nicht tanzen: „Ich war zu abgedreht & ausgeflippt.“ Joplin tanzte da schon auf dem Vulkan. Hadayatullah Hübsch schafftr den Abstieg.

 

Thomas Kurtenbach in der FRANKFURTER NEUEN PRESSE am 13. 12. 2010

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