Männlicher Akt

Liebesgedichte von Arthur West

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Zur Erstausgabe von »Männlicher Akt«, damals mit dem Untertitel »Liebesgedichte aus vier Jahrzehnten«, schrieb Herausgeber Werner Herbst, Wien, im Februar 1985:

»Diese Gedichte bedürfen weder eines Vorworts noch irgendwelcher Erläuterungen. Sie sprechen für sich selbst. Die Zusammenstellung, wie sie nun vorliegt, bedeutet für Arthur West trotzdem ein Wagnis, überließ er mir doch Gedichte aus den unterschiedlichsten Phasen seines Lebens und Schreibens. Gerade die Mitvollziehbarkeit der künstlerischen und menschlichen Entwicklung, diese heute so seltene Offenheit, scheint uns bedeutsam. Allzu viele literarische Produktion entzieht sich ihr. Arthur West und ich sind überzeugt, daß es ehrliche Kommunikation nicht erst am Zielpunkt, sondern unterwegs zu erreichen gilt.
Daß eine Gedichtsammlung dieser Art hierzulande nur in einer alternativen Minipresse erscheinen kann, ist ebensowenig Zufall wie der bewußt gesetzte Erscheinungstermin zum 40. Jahrestag der Befreiung Österreichs.«

Zur nunmehrigen neuen, erweiterten und weitergeführten Edition bleibt Arthur Wests nach wie vor für sich selbst sprechenden Gedichten nichts hinzuzufügen – außer weiteren Gedichten. Denn er schrieb und schreibt sie auch nach den »vier Jahreszehnten«, und die sind indessen »schon viele« geworden und haben Belangvolles anzubieten, gerade in Zeiten wie diesen.
Erweitert werden konnte diese Edition aber auch um etliche frühere Gedichte, die in der Wiener Erstausgabe, die nur unter engerer Umfangsbegrenzung möglich war, keinen Platz finden konnten.
Nach wie vor ist es durchaus kein Zufall, daß eine Gedichtsammlung dieser Art nur in einer alternativen Handpresse erscheinen kann. Und ebensowenig zufällig ist auch der diesmalige Erscheinungstermin: das Jahr des 80. Geburtstags jener Frau, an die diese Gedichte gerichtet und der sie folglich mit zu danken sind.

Marc Berger, Berlin, im Juli 1999 

ISBN 978-3-935194-00-6 • Bibliothek wohlfeiler Literatur • No.1 • Mit Zeichnungen von Undine Schneider • Vorwort von Marc Berger • 2. Auflage 2000 • 12×20 cm • 80 Seiten • Paperback • Schutzumschlag mit einem Linolschnitt von Roland Berger • jede Auflage 333 numerierte Exemplare  • 11 Euro

KREISLAUF

Weil ich dich liebe,

suche ich dich.

Weil ich dich suche,

finde ich mich.

Weil ich mich finde, 

liebe ich dich.

 

VERSUCH EINER LIEBESERKLÄRUNG

Wie soll ich dir 

meine Liebe erklären?

Ich kann sie 

mir selbst nicht erklären.

Vielleicht erklärt sich erst daraus, 

wie groß sie ist.

FÜRCHTE DICH NICHT

Du sollst nicht fürchten,

geliebte Geliebte, 

um unsere Liebe.

Fürchte dich nicht

und fürchte erst recht 

mich nicht.

Ich liebte dich erstmals

mit dem Ungeschick 

des Zwanzigjährigen.

Ich liebte dich dann 

mit dem Ungestüm 

des Dreißigjährigen.

Ich liebte dich später 

mit der Unrast

des Vierzigjährigen.

Ich liebte dich danach

mit der Ungebühr 

des Fünfzigjährigen.

Ich liebte dich letztlich 

mit dem Ungenügen 

des Sechzigjährigen.

Nun kann es nur 

noch besser werden.

 

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