Entzauberung der Sprachlosen
Gedichte
Das Buch
Die Daten
Die Autorin
Leseprobe
Die Pressestimme
Das Debüt einer Lyrikerin.
Bibliothek Wandelnder Lettern · No. 10 · 2006 · 76 Seiten · 12 x 20cm · Schutzumschlag mit einem Linolschnitt von Roland R. Berger · Mit Zeichnungen von Undine Schneider · jede Auflage 333 nummerierte ExemplareISBN 978-3-935194-18-1 · 11 Euro
Vor Jahren in der Grafschaft Bentheim geboren, in Staub und Nöten einer kinderreichen Arbeiterfamilie aufgewachsen. Nach protestantisch-calvinistischer Maßgabe Krankenschwester und Pfarrfrau gewesen, jetzt frei arbeitend und schaffend …
TRENNUNG
Der Organspendeausweis,
vor Jahr und Tag
ausgefüllt von ihm,
von ihr unterschrieben,
ist endgültig
abgelaufen.
Respektable Gedichte einer ehemaligen Grafschafterin
Adele Ridder, in der Niedergrafschaft geboren und in Nordhorn aufgewachsen, derzeit in Darmstadt wohnhaft, hat einen schmalen Band mit 66 Gedichten vorgelegt: »Entzauberung der Sprachlosen«. Adele Ridders ehemaliger Beruf Krankenschwester und ihre kulturelle Prägung als Pfarrfrau haben sich in der Themen- und Motivwahl der Gedichte niedergeschlagen. Neben Themengruppen, die um Familiäres, um Reisen in Deutschland und Europa, um Musikerpersönlichkeiten, um das Dichten kreisen, gibt es drei beherrschende Themenkreise: Israel und historische deutsche Schuld, Protestantismus, Klinisches. Daraus zieht Adele Ridder nicht nur Motive, sondern auch Vokabular. Gebündelt sind Gedichte zu fünf Gruppen, die jeweils metaphorisch verschlüsselte Titel tragen, wie z.B. »Herzschatten« oder »Lichtschwindel«. Wie das Verhältnis von Seiten- und Gedichtzahl bereits vermuten läßt, handelt es sich weitgehend um kurze, lapidar knappe Gebilde mit einem Hang zur Spruchhaftigkeit. Die Lakonie wird einerseits unterstützt durch den Verzicht auf reimbindung und Versmaß und andererseits aufgehoben durch kühne, oft dunkle Bilder und metaphorische Neuschöpfungen. Aus dieser Spannung leben die Gedichte, deren Spröde manchmal durch die Auflösung der Grammatik noch verstärkt wird Das Konstruktionsprinzip besteht oft darin, in einem Satz eine sinnlich wahrnehmbare Situation zu umreißen, der dann eine metaphorische Verdichtung wie eine Art Summenziehung folgt. (…) Verkürzung und Bildverdichtung tragen dazu bei, dass einige Gedichte dunkel und hermetisch bleiben. Die Balance zwischen Ver- und Entschlüsselung kippt dann. Etliche Gedichte sind gelungen und berühren, indem sie unterschiedliche Saiten im Leser anschlagen. (…) Anspruch, Bau, Bild- und Sprachwahl bemühen sich um eine eigene Handschrift, die von der Ernsthaftigkeit des Schreibens zeugt und der man Talent nicht absprechen kann.
Bernd Durstewitz in »Grafschafter Nachrichten«, Dezember 2006