Das gewisse Etwas
Ausgewählte Gedichte von Steffen Mensching
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Der Autor
Leseprobe
Endlich mal wieder Lyrik von Steffen Mensching in der Edition Schwarzdruck! Ein runder Geburtstag war Anlaß Rückschau zu halten. Entstanden ist dabei ein repräsentativer Band mit 113 vom Autor selbst ausgewählten Gedichten. Neben Nachdrucken aus den längst nicht mehr lieferbaren früheren Gedichtbänden »Erinnerung an eine Milchglasscheibe«, »Tuchfühlung« und »Berliner Elegien« wurden auch Gedichte aus dem Roman »Jacobs Leiter« aufgenommen und das Ganze mit einigen bisher (zumindest in Buchform) unveröffentlichten Gedichten abgerundet. Ein »Muß« für echte Fans von Menschings Lyrik und ein »Sollte« für für Leser, die diese außergewöhnliche Stimme am deutschen Lyrikhimmel entdecken wollen.
Einmalige auf 333 Exemplare limitierte und vom Autor signierte Auflage • Berlin 2008 •12 x 22 cm • Hardcover fadengeheftet mit Leseband • 128 Seiten • ISBN 978-3-935194-29-7 • 27 Euro
Steffen Mensching schreibt Prosa, Lyrik und Theaterstücken; ist Clown; Schauspieler, Regisseur und erklärter Lieblingsdichter des Verlegers. Geboren 1958 und aufgewachsen in Berlin (Ost), seit 2008 Intendant am Theater Rudolstadt. Zahlreiche Veröffentlichungen.
DAS GEWISSE ETWAS
Etwas, neben einem Hund, eine Art
Schäferhund, schwarz, etwas zottelig,
Etwas, neben einem Hut, schlägt
Kopfüber auf den Bürgersteig, etwa
Acht Meter vor dem Café, bleibt etwas
Liegen, wieder Erwarten, etwas erregt
Zwanzig Sekunden lang Aufmerksamkeit
Im Polizeifunk, etwas, etwa Mitte
Vierzig, männlich, erbricht etwas
Blut auf die erbettelten Münzen, etwa
Sieben Mark, die etwas nicht mehr
In Wein verwandeln wird, etwas, zu dem
Sich der Notarzt, etwas außer Atem,
Den Weg bahnt, etwas, das Harry heißt,
Kalle, Keule oder so etwa, etwas
Mit zehn Zähnen, verwaschenen
Augen rast mit etwa achtzig km/h
Und Sirenen durch den Freitagabendstau,
Etwas ohne Identität, Wohnsitz
Und Angehörige liegt, etwas sabbernd,
In einem Bett, etwas, das lange
In keinem Bett lag, hängt am Tropf,
Etwas für das jede Hilfe etwas
Zu spät kommt, etwas, dem man etwa
Ein, zwei Tage gibt, höchstens
Eine Woche, etwas, das als Kind etwas
Werden wollte, Lokomotivführer,
Etwas mit Rechtschreibschwäche
Und gelbgrauen Fingern, etwas
Vernarbt, unter der Sauerstoffmaske,
Etwas unter dem Existenzminimum,
Etwas, das nie mit dem Flugzeug flog,
Etwas, das der Diensthabende
Der Station, etwas übermüdet, abschaltet,
Während der Tagesschausprecher etwas
Regen ankündigt, etwas mit einer Nummer
Am großen Zeh des rechten Fußes,
Schon etwas kalt, wird rasiert
Und gewaschen, etwas verbrennt,
Etwas später, zu etwas Asche, etwas
Spurloses, auf das im Tierheim
Etwas wartet, ein Hund, eine Art
Schäferhund, schwarz, etwas zottelig.