Balance am Rand

Gedichte

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Politische Gedichte haben es nicht leicht in diesem Land. Mäde ist ein Dichter und ein Linker. In diesem Band sind poetische Werke aus den Jahren 2003 und 2004 versammelt.

Bibliothek Wütender Lebenszeichen · No. 9 · 2004 · 80 Seiten · Jeder Band 12 x 20cm · Schutzumschlag mit einem Linolschnitt von Roland R. Berger · jede Auflage 333 numerierte Exemplare · ISBN 978-3-935194-16-7 · 11 Euro

1962 in Karl-Marx-Stadt geboren, studierte Filmwissenschaften und Dramaturgie an der HFF Potsdam. Er arbeitete als Dramaturg bei der DEFA und später als künstlerischer und kaufmännischer Leiter in verschiedenen Medienbetrieben. Michael Mäde schreibt Lyrik und Prosa.

NACH VIERZEHN JAHREN

Das Land ist noch da.
Man hat es angemalt.
Da ist nichts amputiert.
Der Schmerz kein Phantom.
Schlote schleudern keinen Dreck mehr.
Arbeit ist aus.
Rußgraue Gesichter vor Evi’s Imbiss.
Bierdosen in fahrigen Händen.
Die Erpresser im Haus mit dem roten A
erwarten weiter viele Kunden.
Die warn das Volk.
Das Land ist noch da.

Weder Resignation noch Euphorie und dennoch Lyrik Anders als viele seiner Dichterkollegen schreibt Michael Mäde Gedichte, die nicht nur ein kleiner Kreis Eingeweihter entschlüsseln und verstehen kann. Auch bei ihm geht es zuweilen um Stimmungen oder Momente, die nur ein Dichter festzuhalten imstande ist. Aber das große Ganze bleibt dabei nicht draußen, schließlich ist Michael Mäde (geb. 1962) ein politisch engagierter Linker. Auch das herrliche Sich-Treibenlassen am See kann nicht vergessen machen: »Der Krieg treibt das zweite Jahr vor sich her.« Das kleine, schön aufgemachte Bändchen enthält Gedichte aus der Zeit von März 2003 und Mai 2004. Monate aus den »Jahren der Trauer«, könnte man meinen, denn es ist von Krankheit und Bewusstsein von Endlichkeit, von verlorenen Hoffnungen und einer ernüchternden Bilanz die Rede: »Und mein Weltbild wird einfacher / mit den Jahren. / Denn, Allende lerne ich, / war auch Stalinist / und Neruda kein Dichter. / Und die Revolution ist nimmermehr / die Zärtlichkeit der Völker,/ sondern ihr Verderben. / Am Hunger / im abgehängten Teil dieser Welt / Sind immer die Anderen schuld. / Und die Schreiberlinge der Feuilletons / erklären den gegenwärtigen Zustand / so schön schlüssig / daß einem ganz leicht wird / im Kopf.« Indem er es schreibt, wehrt er sich dagegen und nimmt seine Leser mit: Gegen Verdummung, gegen das Treibenlassen des Verstandes. Wachbleiben ist angesagt und Dankbarkeit für Freundschaft und Liebe. Da ist nie Euphorie, aber auch der Resignation wird misstraut. »Noch, denke ich, zwängen wir Die Träume ins Gepäck.« Lektüre für Herz und Verstand für nicht nur ihre Wunden leckende Linke. Christel Berger (in »Ossietzky«)

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