Aus dem Tagebuche eines wandernden Schneidergesellen
Mit farbigen Zeichnungen illustriert von Rainer Ehrt
Mit einem Nachwort von Doris Fouquet-Plümacher
Das Buch
Die Daten
Der Autor
Fast alle Berliner kennen die Gaudystraße in (Ost-)Berlin, fast keiner kennt den Namensgeber. Talentiert und außerordentlich fleißig, aber vom Leben gebeutelt, früh gestorben und so nie zur echten Berühmtheit geworden, wirkte Franz von Gaudy als Autor vorwiegend in Berlin. Die Herausgeberin und Nachwortautorin Doris Fouquet-Plümacher versucht diesen durchaus unterhaltsamen und zeitkritischen Geist der Vergessenheit zu entreißen mit „Appetithäppchen“ auf die Gesamtausgabe der Werke Gaudys – die aber in einem anderen Verlag erscheint. Weil der Schwarzdrucker gern schon wieder mit dem verehrten Kollegen Rainer Ehrt zusammenarbeiten wollte, war das eine neue Gelegenheit, den amtierenden deutschen Meister in der Illustration zu Themen des 19. Jahrhunderts sich austoben zu lassen. Ein kleines und fast bibliophiles Werk mit der Erzählung „Aus dem Tagebuch eines wandernden Schneidergesellen“ und einem ausführlichen Nachwort ist so entstanden.
ISBN 978-3-96611-031-0 • Gransee 2023 • 140 Seiten • 14 x 22 cm • Paperback mit eigens dafür angefertigten farbigen Zeichnungen von Rainer Ehrt • 18 Euro
Franz Bernhard Heinrich Wilhelm Freiherr von Gaudy entstammte einer schottischen Familie, die zum preußischen Militäradel gehörte. Auf Wunsch seines Vaters trat er 1818 gegen seinen Willen ins preußische Heer ein und wurde 1819 zum Leutnant befördert. Wegen Schulden wurde er nach Breslau/Brieg versetzt, von dort 1825 nach Glogau und ins Großherzogtum Posen strafversetzt. 1825 war er in der Festung Glogau und 1827 wegen Beteiligung an Duellen in der Festung Silberberg (Schlesien) in Haft. Nach dem Tod des Vaters sah er sich plötzlich verarmt und gezwungen, weitere Jahre beim Militär zu verbringen. Gedichtet hat er schon als Schüler, ab 1823 veröffentlichte er in schlesischen Zeitschriften und Almanachen. Er verehrte Jean Paul und eiferte ihm im Stil gelegentlich nach. Das Erstlingswerk Gaudys „Erato“ erschien 1829. 1833 erhielt Gaudy seinen Abschied vom Militär und lebte seither mit einer kleinen, nach 15-jähriger Armeezugehörigkeit erreichten Pension von 120 Talern jährlich als Berufsschriftsteller in Berlin. Er blieb immer ein armer Leutnant. Chamisso führte ihn in die Mittwochsgesellschaft ein, wo er mit Joseph von Eichendorff, Friedrich de la Motte Fouqué und Willibald Alexis und August Kopisch verkehrte. Neben Chamisso arbeitete er an der Redaktion des Deutschen Musenalmanach mit. 1835 unternahm er mit Franz Kugler eine Italienreise, danach publizierte er „Mein Römerzug“ (1836) und „Aus dem Tagebuche eines wandernden Schneidergesellen, eine heitere, ironische Erzählung“, sein bekanntestes Werk. Seine zweite Italienreise 1838–1839 finanzierte er mit Artikeln in Cottas „Morgenblatt für gebildete Leser“, „Allgemeine Zeitung“ und „Das Ausland“.
Völlig unerwartet starb er am 5. Februar 1840 an einem Schlaganfall. Die bereits zum Druck vorbereiteten Manuskripte seiner letzten Werke erschienen erst 1844 in der Gesamtausgabe.